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Drachenpalast weicht Mehrfamilienhäusern

ESSLINGEN: Schrade investiert fünf Millionen Euro – Abriss im kommenden März – Schnabel zieht weg
Das Aus für den Drachenpalast in Oberesslingen ist unumkehrbar. Sollte es noch ein Fünkchen Hoffnung bei Martin Schnabel, dem Ideengeber für den geplanten Kulturtempel, gegeben haben, ist das seit vier Wochen erloschen. Die Inhaber haben das Grundstück an der Haldenstraße an Wohnbau Schrade verkauft. Der Esslinger Investor will dort Mehrfamilienhäuser errichten.

Von Claus Hintennach

Eberhard Goll weint dem Projekt noch immer eine Träne hinterher. Dreieinhalb Jahre lang habe man viel Arbeit, Engagement und Herzblut reingesteckt. Doch letzten Endes habe die Ungewissheit, das stete Ringen um Lösungen die Eigentümer zermürbt. Goll hatte das ehemalige Fabrikgelände gemeinsam mit Gattin Ilse und Heinz Lochmann gekauft. Auf Basis von Schnabels Konzept sollte an der Haldenstraße eine Kreativwerkstatt entstehen. Doch es galt immer neue Auflagen zu erfüllen, Anwohner erhoben Einsprüche. Als der Petitionsausschuss des Landtags schließlich die Einwände gegen den Drachenpalast-Betrieb wegen angeblicher Lärmbelästigung und Parkplatznot im Juli dieses Jahres zurückwies, war es bereits zu spät.

Die Eigentümer, die neben dem Kaufpreis weitere 300 000 Euro in Umbauten investiert hatten, hatten entnervt aufgegeben. Auch ein Brief von OB Jürgen Zieger, die Entscheidung nochmals zu überdenken, vermochte sie nicht mehr umzustimmen. „Es waren eine ganze Reihe weiterer Fragen noch nicht geregelt“, sagt Goll. Neue Umbauten drohten, Gutachten wurden gefordert. Einiges hätte man in den dreieinhalb Jahren davor regeln können, sagt Goll in Richtung der Stadt. Nun wurde das Grundstück ver kauft, auch wenn dabei nicht alle Investitionen zurückfließen. „Aber schließlich sind wir nicht angetreten, um Gewinn zu erzielen“, sagt Goll.

Käufer ist das Wohnungsbauunternehmen Schrade aus Esslingen, die Verträge wurden vor vier Wochen unterzeichnet. Inhaber Helmut Schrade will „mindestens zwei Mehrfamilienhäuser mit Eigentumswohnungen“ hochziehen. Investitionsvolumen: fünf Millionen Euro. Dass er auch Probleme mit den Nachbarn bekommt, glaubt Schrade nicht. Das sieht Wilfried Wallbrecht ebenso: „Die Lösung ist unproblematisch.“ Der Baubürgermeister bedauert allerdings das Aus für den Drachenpalast. Schließlich habe man einige Anstrengungen unternommen, um die Kulturnutzung zu ermöglichen.

Noch ein letzter VersuchSchnabel hatte nochmals einen Versuch unternommen, sein Projekt doch noch zu realisieren. Doch der Plan, den bisherigen Eigentümern einen Teil des Gebäudes abzukaufen, scheiterte auch daran, dass der Künstler keine Bank zur Finanzierung fand. Nun geht für Schnabel seine Esslinger Zeit zu Ende. Er habe derzeit zwei Optionen, seine berufliche Zukunft zu gestalten. Bei der einen könne er große Teile des Drachenpalast-Konzepts übernehmen. Beide Möglichkeiten sind allerdings nicht in der ehemaligen Reichsstadt. Fest stehe, dass er mit Frau und kleinem Sohn wegzieht.

Schnabel, der in dem Gebäudekomplex an der Haldenstraße wohnt, muss das Haus bis März kommenden Jahres geräumt haben. Dann müssen die bisherigen Eigentümer noch für den Abriss sorgen. Schrade will danach „zeitnah“ mit den Bauarbeiten beginnen.

„Wir haben da draußen einiges bewegt“, schaut Goll zurück. Etwas Wehmut schwingt bei ihm mit, wenn er von den gescheiterten Plänen erzählt. Von Schnabel habe man sich im Übrigen im guten Einvernehmen getrennt.
Artikel vom 30.10.2009 © Eßlinger Zeitung



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Martin Schnabel
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